Dienstag, 29. September 2009

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Emotionale Instabilität

Die emotionale Instabilität ist eines der wesentlichen Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung, weswegen die WHO sie als Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung Borderline Typus (F60.31) benennt.

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeiten erleben weitaus intensivere Gefühle als gesunde Menschen. Dies können abrupt ins Gegenteil umschlagen und so sind sie schweren Stimmungsschwankungen ausgeliefert. Es fällt ihnen zudem oft schwer ihre Gefühle bewußt wahrzunehmen und zu benennen, oft erleben sie unerträgliche Spannungszustände und verstehen sich selbst nicht.

Marsha Linehan vertritt die biosoziale Theorie für die Entstehung der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie geht demnach aus von einer angeborenen Dysfunktion der Emotionsregulation sowie dem Aufwachsen in einem invalidierenden Umfeld.

Das bedeutet, daß sie von Geburt an besonders sensibel sind und in einer Familie aufwachsen mußten, in der ihre Gefühle mißachtet wurden und sie nicht selten sexuellem Mißbrauch oder körperlicher Mißhandlungen ausgesetzt waren. Ihre emotionalen Bedürfnisse bleiben auf der Strecke.

Borderline-Patientinnen sind häufig von Geburt an hoch sensitive Kinder mit biologisch bedingten, angeborenen oder erworbenen Defiziten in ihrer Möglichkeit der Emotionsregulation. Die Patientinnen wachsen zudem oft in einem invalidierenden, sie abwertenden und als inkompetent diskreditierenden Umfeld auf und sind zusätzlich häufig Realtraumata wie Mißhandlung und Mißbrauch ausgesetzt. Dies bedeutet für die Borderline-Patientinnen auch als Erwachsene noch erschwerte Bedingungen, sowohl im Umgang mit sich selbst als auch im Kontakt zu anderen Menschen. Denn durch das psychophysiologische Defizit der Emotionsregulation kann eine erhöhte emotionale Vulnerabilität entstehen (Christine Unckel, 2004, S. 179).
Sind die Betroffenen außer sich, gelangen sie nur sehr langsam zum Ausgangsniveau zurück. Sie verfügen über eine ausgesprochen niedrige Reizschwelle für emotionale Reaktionen (Christine Unckel, 2004, S. 179), was ihr Leben zur ungewollten Achterbahnfahrt werden läßt. Dies kann zu sehr heftigen Reaktionen führen, wie Türenschlagen, Weglaufen, Schreien oder Um-sich-Schlagen. Sie können sich dann selbst schwer verstehen und ihre Mitmenschen verstehen sie in solchen Reaktionen ebenso wenig (Christine Unckel, 2004, S. 179).

Ihre Spannungszustände, in die die Betroffenen geraten, klingen nur langsam ab, so daß sie dann oft zu selbst-schädigenden Verhaltensweisen greifen, wie beispielsweise selbst-verletzendem Verhalten oder auch Konsum von Suchtmitteln wie Drogen oder Alkohol. Die DBT vermittelt ihnen Skills zur Emotionsregulation sowie zur Streßtoleranz, mit denen sie auf gesunde Weise Spannungszustände rasch beenden können. Zusätzlich erhalten sie Informationen über ihre Erkrankung, mit denen sie ihr Verhalten und ihre intensiven Gefühle besser verstehen lernen.
(Quelle: Blumenwiese http://www.blumenwiesen.org/borderline.html )


Ein Leben mit der ständigen Angst

Borderline-Kranke sind von Ängsten geplagt, die ganz verschieden sein können.
Ängste, auch die der Borderline-Patienten, können sich auf jeden Inhalt beziehen. [...] dennoch gibt es offensichtlich eine bestimmte Gruppe von Ängsten, die sich bei unseren Borderline-Patienten häufen.(Hoffmann, 2000, S. 230)
  • Angst vor Überwältigung durch konflikthafte Impulse und Vorstellungen
  • Angst vor struktureller Regression
  • Angst vor dem Alleinsein
  • Angst vor Selbstverlust
  • Angst vor einem phantasierten Verschlungenwerden (Hoffmann, 2000)

Bei der Angst vor Überwältigung durch konflikthafte Impulse und Vorstellungen handelt es sich um eine vor Kontrollverlust gegenüber Phantasieen, Bedürfnissen und Affekten (Hoffmann, 2000, S. 231). Diese Angst haben auch andere Menschen.
Es geht dabei etwas um Befürchtungen, von der eigenen Wut überwältigt zu werden, eine bestimmte Phantasie nicht mehr von der Realität scheiden zu können oder einen bestimmten Impuls zwangshaft nachgeben zu müssen.(Hoffmann, 2000, S. 231)
Diese Angst ist bei Borderline-Erkrankten häufiger anzutreffen, dennoch ist sie nicht borderline-spezifisch.
Bei der Angst vor struktureller Regression handelt es sich um eine, die bewußt oder unbewußt sein kann. Es ist eine Angst, die eigene Leistungsfähigkeit nicht halten zu können. Die Leistung bietet keine Sicherheit und Befriedigung. Sven Olaf Hoffmann nennt diese Angst das Erlebnis einer Brüchigkeit des Ich. Sie ist die Folge der spezifischen Ich-Schwäche des Borderline-Patienten (Hoffmann, 2000, S. 231)

Auch die Angst vor dem Alleinsein ist Folge der Ich-Schwäche. Alleinsein wird von den Betroffenen mit Verlassenwerden gleichgesetzt. Es ist zu bedenken, daß die Betroffenen oft emotionale Vernachlässigung erlebt haben. Sie können sich anklammernd und aufmerksamkeitssuchend verhalten (Hoffmann, 2000, S. 232). Die Betroffenen brauchen andere Menschen und gehen schnell intensive Beziehungen ein (Niklewski u. Riecke- Niklewski, 2004, S. 19). Dieses Vermeiden des Alleinseins ist im 1. Kriterium der Borderline-Störung im DSM IV enthalten (vgl. Fiedler, 1997, S. 222)
Die Angst vor Selbstverlust resultiert aus dem intensiven Nähebedürfnis.
Bei dieser Form der Angst handelt es sich vor allem um die Folgen der Wünsche nach übergroßer Nähe (Verschmelzungswünsche) in den sozialen Beziehungen (Hoffmann, 2000,S.232).
Dieses intensive Bemühen nicht allein zu sein stellt laut Sven Olaf Hoffmann eine Überkompensation und Überreaktion dar, welche wiederum eine andere Angst hervorrufen. Eine Angst vor dem Verlust des eigenen Selbst (Hoffmann, 2000, S. 232)
Dies macht wiederum ein Bedürfnis nach Abgrenzung notwendig. Das geschieht durch Spaltungsvorgänge und abgrenzende Wut (Hoffmann, 2000, S. 232). Die zur Borderline-Störung gehörende Instabilität in sozialen Beziehungen kann so als ein Versuch gesehen werden Nähe und Distanz zu regulieren.
Darüber hinaus gibt es auch eine Angst vor dem Verschlungenwerden. Es ist eine mögliche Fortführung der Angst vor Selbstverlust. Die Angst vor dem Verschlungenwerden, vor der Auslöschung ist mit einem größeren Realitätsverlust verbunden als die Angst vor dem Selbstverlust (Hoffmann, 2000, S. 232)

(Quelle: Blumenwiese http://www.blumenwiesen.org/borderline.html)

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